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nine poems with a title page

(click on the title of the poem, in either German or English)




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Titelblatt
Die Reichen und Glücklichen haben gut schweigen,
niemand will wissen, was sie sind.
Title Page
It's easy for the rich and fortunate to be silent,
for no one wishes to know who they are.

Das Lied des Bettlers
Ich gehe immer von Tor zu Tor...
The Beggar's Song
I always go from gate to gate...
Das Lied des Blinden
Ich bin blind, ihr draussen, das ist ein Fluch...
The Blind Man's Song
I'm blind, all of you out there; that's a curse...
Das Lied des Trinkers
Es war nicht in mir. Es ging aus und ein.
Da wollt ich es halten. Da hielt es der Wein.
The Drinker's Song
It wasn't in me. It came and went.
I wanted to hold it. But the wine held it.
Das Lied des Selbstmörders
Also noch einen Augenblick.
The Suicide's Song
All right, just a moment.
Das Lied des Idioten
Sie hindern mich nicht. Sie lassen mich gehen.
Sie sagen, es könnte nichts geschehn.
Wie gut.
The Idiot's Song
They don't bother me. They let me go my way.
They say that nothing can happen.
How nice.
Das Lied der Waise
Ich bin Niemand und werde auch Niemand sein.
Jetzt bin ich ja zum Sein noch zu klein;
The Orphan's Song
I am nobody, and I'll never become anybody either.
Now you could say I'm too small to exist;
Das Lied der Witwe
Am Anfang war mir das Leben gut.
The Widow's Song
In the beginning my life was good.
Das Lied des Zwerges
Meine Seele ist vielleicht grad und gut...
The Dwarf's Song
My soul, perhaps, is straight and good...
Das Lied des Aussätigen
Sieh., ich bin einer, den alles verlassen hat.
Keiner weiß in der Stadt von mir.
The Leper's Song
See, I am one who's been abandoned by everyone.
Nobody in the city knows of me.


Titelblatt

Die Reichen und Glücklichen haben gut schweigen,
niemand will wissen, was sie sind.
Aber die Dürftigen müßen sich zeigen,
müßen sagen: ich bin blind,
oder: ich bin im Begriff es zu werden
oder: es geht mir nicht gut auf Erden,
oder: ich habe ein krankes Kind,
oder: da bin ich zusammengefügt . . .

Und vielleicht, daß das gar nicht genügt.

Und weil alle sonst, wie an Dingen,
an ihen vorbeigehen, müßen sie singen.

Und da hört man noch guten Gesang.

Freilich die Menchen sind seltsam; sie hören
lieber Kastraten in Knabenchören.

Aber Gott selber kommt und bleibt lang,
wenn ihn diese Beschnittenen stören.



Title Page

It's easy for the rich and fortunate to be silent,
nobody wants to know who they are.
That is why the destitute must show themselves,
must say: I am blind,
or: that is what I'm about to become,
or: it's not going very well with me here on Earth,
or: I have a sick child,
or: this is where I'm kind of all stuck together . . .

And perhaps even that is not enough.

Despite everything, as if they were things,
people walk right by, and so they must sing.

And one hears good music there.

Truly, people are strange; They'd
rather hear castrati in boys' choirs.

But God himself comes and remains a long time
when these disfigured ones begin to disturb him.





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Das Lied des Bettlers

Ich gehe immer von Tor zu Tor,
verregnet und verbrannt;
auf einmal leg ich mein rechtes Ohr
in meine rechte Hand.
Dann kommt mir meine Stimmne vor,
al hätt ich sie nie gekannt.

Dan weiß ich nicht sicher, wer da schreit,
ich oder irgendwer.
Ich schreie um eine Kleinigkeit.
Die Dichter schrein um mehr.

Und endlich mach ich noch mein Gesicht
mit beiden Augen zu;
wie's dann in der Hand liegt mit seinem Gewicht,
sieht es fast aus wie Ruh.
Damit sie nicht meinen, ich hätte nicht,
wohin ich mein Haupt tu.



The Beggar's Song
I always go from gate to gate,
soaked to the bone and all burned up;
All of a sudden I'll lay my right ear
in my right hand.
Then my own voice sounds to me
as if I had never known it.

Then I don't know for sure, who it is that's screaming,
me or just somebody else.
I'm screaming about next to nothing, really.
Poets scream about more.

Finally, I close my face
with both eyes shut;
which looks as if it's in my hands
with its whole weight, and resting.
That's so that they don't think
I don't have a proper place,
to lay down my head.


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Das Lied des Blinden

Ich bin blind, ihr draussen, das ist ein Fluch,
ein Widerwillen, ein Widerspruch,
etwas täglich Schweres.
Ich leg meine Hand auf den Arm der Frau,
meine graue Hand auf ihr graues Grau,
und sie fürht mich durch lauter Leeres.

Ihr rürht euch und rückt und bildet euch ein,
anders zu klingen als Stein auf Stein,
aber ihr irrt euch: ich allein
lebe und leide und lärme.
In mir ist ein endloses Schrein,
und ich weiss nicht, schreit mir mein
Herz oder meine Gedärme.

Erkennt ihr die lieder? Ihr sanget sie nicht,
nicht ganz in dieser Betonung.
Euch kommt jeden Morgen das neue Licht
warm in die offene Wohnung.
Und ihr habt ein Gefühl von Gesicht zu Gesicht,
und das verleitet zur Schonung.



The Blind Man's Song

I'm blind, all of you out there; that's a curse,
a repulsive something, a contradiction,
a daily heavy burden.
I lay my hand on the arm of a woman,
my grey hand on her greyest grey,
and she guides me through nothing but more emptiness.

You push and pull and imagine yourselves
to sound differently than just stone against stone,
but you are wrong: only I
live and suffer and complain.
In me is an endless scream,
and I can't say, is it my
heart that screams or my bowels.

Do you recognize the songs? You don't sing them,
not quite in this arrangement.
Each day for you brings new light,
warm through the open window.
And you have this sense of moving from face to face,
and that tempts one to be forgiving.





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Das Lied des Trinkers

Es war nicht in mir. Es ging aus und ein.
Da wollt ich es halten. Da hielt es der Wein.
(Ich weiß nicht mehr, was es war.)
Dann hielt er mir jenes und hielt mir dies,
bis ich mich ganz auf ihn verließ.
Ich Narr.

Jetzt bin ich in seinem Spiel, und er streut
mich verächtlich herum und verliert mich noch heut
an diese Vieh, an den Tod.
Wenn der mich, schmutzige Karte, gewinnt,
so kratzt er mit mir seinen grauen Grind
und wirft mich fort in den Kot.



The Drinker's Song

It wasn't in me. It came and went.
I wanted to hold it. But the wine held it.
(I don't know anymore what it was.)
Then he held this out to me, then that,
until I gave myself over to him completely.
Stupid ass that I am.

Now I must play his game, and he tosses
me around for fun. He might lose me today
to that beast, Death.
And when he wins the filthy card that I am,
he scratches his grey head with me
and then throws me away in the muck.





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Das Lied des Selbstmörders

Also noch einen Augenblick.
Daß sie mir immer wieder den Strick
zerschneiden.
Neulich war ich so gut bereit,
und es war schon ein wenig Ewigkeit
in meinen Eingeweiden.

Halten sie mir den Löffel her,
diesen löffel Leben.
Nein, ich will und ich will nicht mehr,
laßt mich mich übergeben.

Ich weiß, das Leben ist gar und gut,
und die Welt ist ein voller Topf,
aber mir geht es nicht ins Blut,
mir steigt es nur zu Kopf.

Andere nährt es, mich macht es krank;
begreift, daß man's verschmäht.
Mindestens ein Jahrtausend lang
brauch ich jetzt Diät.



The Suicide's Song

All right, just a moment.
That they always take the rope away from me
and cut it.
Lately I've been so prepared,
and there was already a little bit of eternity
in my guts.

Hold me the spoon here,
this spoon-fed life.
No, I want to and I don't want to anymore,
let me give in, throw up.

I know that life is whole and good,
and that the world is like a full dish,
but for me it doesn't get into my blood,
it just goes straight up to my head.

For others it's nourishment, me it just makes sick;
Understand, that one can despise it.
For at least a thousand years
I'll have to fast.





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Das Lied des Idioten

Sie hindern mich nicht. Sie lassen mich gehn.
Sie sagen, es könnte nichts geschehn.
Wie gut.
Es kann nichts geschehn. Alles kommt und kreist
immergfort um den Heiligen Geist,
um den gewissen Geist (du weißt)—,
wie gut.

Nein, man muß wirklich nicht meinen, es sei
irgend eine Gefahr dabei.
Das ist freilich das Blut.
Das Blut ist das Schwerste. Das Blut ist schwer.
Manchmal glaub ich, ich kann nichts mehr—,
(Wie gut.)

Ah, was ist das für ein schöner Ball;
rot und rund wie ein Überall.
Gut, daß ihr ihn erschuft.
Ob der wohl kommt, wenn man ruft?

Wie sich das alles seltsam benimmt,
ineinandertreibt, auseinanderschwimmt:
freundlich, ein wenig unbestimmt.
Wie gut.



The Idiot's Song

They don't bother me. They let me go my way.
They say that nothing can happen.
How nice.
Nothing can happen. Everything comes and circles
forever around the Holy Ghost,
around that certain ghost (you know)—,
how nice.

No, one truly mustn't think that there's
anything dangerous in this.
Of course, that's the blood.
The blood is the heaviest thing. The blood is heavy.
Sometimes I think I can't go on any more—,
(How nice.)

Ah, what is this a pretty ball;
red and round like an overall.
Nice, that you made it.
Will it come when one calls?

How all of this names itself rare,
driven together, flowing apart:
friendly, a little bit uncertain.
How nice.





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Das Lied der Waise


Ich bin Niemand und werde auch Niemand sein.
Jetzt bin ich ja zum Sein noch zu klein;
aber auch später.

Mütter und Väter,
erbarmt euch mein.

Zwar es lohnt nicht des Pflegens Müh;
ich werde doch gemäht.
Mich kann keiner brauchen; jetzt ist es zu früh
und morgen ist es zu spät.

Ich habe nur diese eine Kleid,
es wird dünn und es verbleicht,
aber es hält eine Ewigkiet
auch nog vor Gott vielleicht.

Ich habe nur diese bißchen Haar
(immer dasselbe blieb),
das einmal eines Liebstes war.

Nun hat er nichts mehr lieb.



The Orphan's Song

I am nobody, and I'll never become anybody either.
Now you could say I'm too small to exist;
but later, too.

Mothers and fathers,
forgive mine.

It's true, the trouble to care wouldn't pay;
I'll just be mowed down, anyway.
Nobody can use me; now it's still too soon
and tomorrow it'll be too late.

I only have this one set of clothes,
getting faded and thin,
but it holds an eternity
even for God, perhaps.

I only have this little bit of hair
(always the same).
Once it was the joy of the world.

Now he doesn't love anything anymore.





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Das Lied der Witwe


Am Anfang war mir das Leben gut.
Es hielt mich warm, es machte mir Mut.
Daß es das allen Jungen tut,
wie konnt ich das damals wissen.
Ich wußte nicht, was das Leben war—,
auf einmal war es nur Jahr und Jahr,
nicht mehr gut, nicht mehr neu, nicht mehr wunderbar,
wie mitten entzwei gerissen.

Das war nicht seine, nicht meine Schuld;
wir hatten beide nichts als Geduld,
aber der Tod hat keine.
Ich sah ihn kommen (wie slecht er kam),
und ich schaute ihn zu, wie er nahm und nahm:
es war ja gar nicht das Meine.

Was war denn das Meine; Meines, Mein?
War mir nicht selbst mein Elendsein
nur vom Schicksal geliehn?
Das Schicksal will nicht nur das Glück,
es will die Pein und das Schrein zurück,
und es kauft für alt den Ruin.

Das Schicksal war da und erwarb für ein Nichts
jeden Ausdruck meines Gesichts
bis auf die Art zu gehn.
Das war ein täglicher Ausverkauf,
und als ich leer war, gab es mich auf
und liess mich offen stehn.



The Widow's Song

In the beginning my life was good.
It kept me warm, and it encouraged me.
As it does all young people,
but how could I have known that then.
I didn't know what life was—,
and then all at once it was just year to year,
no longer good, no longer new, no longer wonderful,
as if ripped in two through the middle.

That was not his, not my fault;
we both of us had plenty of patience,
but not Death.
I saw him coming, Death, (how terrible he came),
and I watched him, how he took and took:
of course it didn't really belong to me.

But what was really mine, its mine, his mine?
Wasn't even my own suffering
loaned to me by fate?
Fate not only wants to have happiness back,
it wants pain and screams back, too,
and then buys the ruins as used.

Fate was there and got every
expression on my face for a trifle,
right down to the breed.
That was the daily clearance sale,
and once I was empty, it gave up on me
and left me standing there, wide open.


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Das Lied des Zwerges

Meine Seele ist vielleicht grad und gut;
aber mein Herz, mein verbogenes Blut,
alles das, was mir wehe tut,
kann sie nicht aufrecht tragen.
Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett,
sie hängt an meinem scharfen Skelett
mit entsetztem Flügelslagen.

Aus meinem Händen wird auch nichts mehr.
Wie verkümmert sie sind: sie her:
zähe hüpfen sie, feucht und schwer,
wie kleine Kröten nach Regen.
Und das Andere an mir ist
abgetragen und alt und trist;
warum zögert Gott, auf den Mist
alles das hinzulegen.

Ob er mir zürnt für mein Gesicht
mit dem mürrischen Munde?
Es war ja so oft bereit, ganz leicht
und klar zu werden im Grunde;
aber nichts kam ihm je so dicht
wie die großen Hunde.
Und die Hunde haben das nicht.



The Dwarf's Song

Perhaps my soul is straight and good;
but my heart, my bent and twisted blood,
and all the things that make me hurt,
it just can't make them stand erect.
My soul has no garden, no bed;
it hangs on this sharp, brittle skeleton
with horrified beats of the wings.

My hands won't amount to much either.
Look how stunted they are: look here:
all damp and swollen, they make little rigid hops
like small toads after rain.
And everything else on me
is sad or old or half flushed away;
Why does God hesitate then
and not throw it all out with the manure.

Is it because he's angry about my face
with its grumpy mouth?
In principle, its always been ready
to be light and clear;
but nothing ever came as close
to it as the large dogs have.
And dogs don't have that.


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Das Lied des Aussätzigen

Sieh, ich bin einer, den alles verlassen hat.
Keiner wieß in der Stadt von mir.
Aussatz hat mir befallen.
Und ich schlage mein Klapperwerk,
klopfe mein trauriges Augenmerk
in die Ohren allen,
die nahe vorübergehn.
Und die es hölzern hören, sehn
erst gar nicht her, und was hier geschehn,
wollen sie nicht erfahren.

Soweit der Klang meiner Klapper reicht,
bin ich zuhause; aber vielleicht
machst du meine Klapper so laut,
daß sich keiner in meine Ferne traut,
der mir jetzt aus der Nähe weicht.
Sodaß ich sehr lange gehen kann,
ohne Mädchen, Frau oder Mann
oder Kind zu entdecken.

Tiere will ich nicht schrecken.



The Leper's Song

See, I am one who's been abandoned by everyone.
Nobody in the city knows of me.
I've been stricken by leprosy.
I beat my wooden clapper,
and pound my sad warning
in the ears of everyone
who passes close by.
And those that hear its wooden sound, at first
don't look this way, and don't wish to know
what is happening here.

As far as the sound of my clapper goes,
I am at home; but perhaps
you can make my clapper so loud,
that those who avoid me close by
will no longer trust my distance either.
Then I can go a long time,
without finding girl, woman or man,
or child.

I don't want to scare animals.






photo of cliff crego
THE VOICES—

A new soundpoem for
percussion orchestra
& spoken voice


based on the famous
poem sequence
of
Rainer Maria Rilke
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English versions © 1999 Cliff Crego
(last update V.5.2015
)