Selected poems from the Sonnets to Orpheus,
(1922) by
Rainer Maria Rilke (tr. Cliff Crego)
| 27 of 55 Sonnets |




Sonnets to Orpheus [FIRST PART]



I [ERSTER TEIL]

Da stieg ein Baum. O reine Übersteigung!
O Orpheus singt! O hoher Baum im Ohr.
Und alles schwieg. Doch selbst in der /
   verschweigung
ging neuer Anfang, Wink und Wandlung vor.

Tiere aus Stille drangen aus dem klaren
gelösten wald von Lager und Genist;
und da ergab sich, daß sie nicht aus List
und nicht aus Angst in sich so leise waren,

sondern aus Hören. Brüllen, Schrei, Geröhr
schien klein in ihren Herzen. Und wo eben
kaum eine Hütte war, dies zu empfangen,

ein Unterschlupf aus dunkelstem Verlangen
mit einem Zugang, dessen Pfosten beben,—
da schufst du ihnen Tempel im Gehör.
I [FIRST PART]

A tree has risen. O pure transcendence!
O Orpheus sings! O high tree of the ear.
And all was still. Yet in the stillness
new beginning, summoning, and change sprang /
   forth.

From the silence, creatures pushed out
of the clear, open forest from lair and nest;
and then it happened, that they were not
so quiet because of cunning or fear,

but because of listening. Shrieks, cries, roars
seemed small in their hearts. And where once
scarcely a hut stood to receive this,

a crude shelter made of the darkest of longings
with trembling posts at its entrance way,—
there you created a temple in their hearing.




III [ERSTER TEIL]

Ein Gott vemags. Wie aber, sag mir, soll
ein Mann ihm folgen durch die schmale Leier?
Sein Sinn ist Zweispalt. An der Kreuzung zweier
Herzwege steht kein Tempel für Apoll.

Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr,
nicht Werbung um ein endlich noch erreichtes;
Gesang ist Dasein. Für den Gott ein Leichtes.
Wann aber sind wir? Und wann wendet er

an unser Sein die Erde und diem Sterne?
Dies ists nicht, Jüngling, daß du liebst, wenn auch
die Stimme dann den Mund dir aufstößt,—lerne

vergessen, daß du aufsangst. Das verrint.
In Wahrheit singen, ist ein andrer Hauch.
Ein Hauch um nichts. Ein Wehn im Gott. Ein wind.
III [FIRST PART]

A god can do it. But how, tell me, shall
a man follow him through the narrow lyre?
His senses are split. At the crossing of two
heartways stands no temple for Apollo.

Song, as you teach him, is not desire,
not the touting of some final achievement;
Song is Being. Easy for a god.
But when are we to be? And when does he turn

towards our existence the Earth and the Stars?
This is nothing, young one, that you love, when
the voice pushes the mouth open,—glearn

to forget such murmurings. They will pass.
True singing is different kind of breath.
A breath around nothing. A sigh in a god. A wind.




V [ERSTER TEIL]

Errichtet keinen Denkstein. Laßt die Rose
nur jedes Jahr zu seinen Gunsten blühn.
Denn Orpheus ists. Seine Metamorphose
in dem und dem. Wir sollen uns nicht mühn

um andre Namen. Ein für alle Male
ists Orpheus, wenn es singt. Er kommt und geht.
Ists nicht schon viel, wenn er die Rosenschale
um ein paat Tage manchmal übersteht?

O wie er schwinden muß, daß ihrs begrifft!
Und wenn ihm selbst auch bangte, daß schwände.
Indem sein Wort das Hiersein überstrifft,

ist er schon dort, wohin ihrs nicht begleitet.
Der Leier Gitter zwängt ihm nicht die Hände.
Und er gehorcht, indem er überschreitet.
V [FIRST PART]

Erect no monument. Let but the rose
flower each year on his behalf.
For Orpheus is. His metamorphosis
is in all things. We should not burden

ourselves with other names. Now and forever
Orpheus is when there is song. He comes and goes.
Isn't it already enough when he outlasts
the bowl of roses but by a few days?

O how he must disappear, so that you may understand!
Even when he himself worries about disappearing.
In that his word the present moment transcends,

he is already there, where you are not accompanied.
The lyre's lattice doesn't force his hands.
And he obeys, in that he transgresses.




VII [ERSTER TEIL]

Rühmen, das ists! Ein zum Rühmen Bestellter,
ging er hervor wie das Erz aus des Steins
Schweigen. Sein Herz, o vergängliche Kelter
eines den Menschen unendlichen Weins.

Nie versagt ihm die Stimme am Staube,
wenn ihn das göttliche Beispiel ergreift.
Alles wird Weinberg, alles wird Traube,
in seinem fühlenden Süden gereift.

Nicht in den Grüften der Könige Moder
straft ihm die Rühmung lügen, oder
daß von den Göttern ein Schatten fällt.

Er ist einer der bleibenden Boten,
der noch weit in die Türen der Toten
Schalen mit rühmlichen Früchten hält.
VII [FIRST PART]

Praise, that's it! As one who is called to praise
he rose up like an ore out of the stone's
silence. His heart, o mortal press,
one of humanity's inexhaustible wines.

Never does his voice give way to dust
when he is grasped by divine example.
Everything is vineyard, everything is grape,
ripened in the sentiment of his south.

Not in the tombs of kingly decay
is he punished by Praise for falsity, or
in that from gods a shadow falls.

He is one of the permanent messemgers
who deep within the doors of the dead
holds up bowls filled with glorious fruits.




VIII (ERSTER TEIL)

Nur im Raum der Rühmung darf die Klage
gehn, die Nymphe des geweinte Quells,
wachend über unserm Niederschlage,
daß er klar sei an demselben Fels,

der die Tore trägt und die Altäre.—
Sieh, um ihre stillen Schultern früht
das Gefühl, daß sie die jüngste wäre
unter den Geschwistern im Gemüt.

Jubel weiß, und Sehnsucht ist geständig,—
nur die Klage lernt noch; mädchenhändig
zählt sie nächtenlang das alte Schlimme.

Aber plötzlich, schräg und ungeübt,
hält sie doch ein Sternbild unserer Stimme
in den Himmel, den ihr Hauch nicht trübt.
VIII (FIRST PART)

Only in the fields of Praise may Complaint
go, the nymphs of the plaintive spring,
watching over our defeats,
that they would be clear on the same rock

that carries the arch and the altars.—
See, on her quiet shoulders dawns
the feeling that she was the youngest
among the siblings of sentiment.

Joy knows, and Longing remains constant,—
only Complaint still learns; with a girl's hands
she counts through the nights the old wrongs.

But then suddenly, unpracticed and askew,
she fetches a star-image of our voice
in the night sky, one that doesn't cloud her breath.




IX [ERSTER TEIL]

Nur wer die Leier schon hob
auch unter Schatten
darf das unendliche Lob
ahnend erstatten.

Nur wer mit Toten vom Mohn
aß, von dem ihren,
wird nicht den leisesten Ton
wieder verlieren.

Mag auch die Spieglung im Teich
oft uns verschwimmen:
Wisse das Bild.

Erst in dem Doppelbereich
werden die Stimmen
ewig und mild.
IX [FIRST PART]

Only he who has lifted his lyre
also among the shadows
may his boundless praise
possibly repay.

Only he who has eaten poppies
with the dead,
will never again lose even
the softest of sounds.

Though the pool's reflection
often blurrs before us:
Know the image.

First in the double world
do voices become
eternal and mild.





XII [ERSTER TEIL]

Heil dem Geist, der uns verbinden mag;
denn wir leben wahrhaft in Figuren.
Und mit kleinen Schritten gehn die Uhren
neben unserm eigenlichen Tag.

Ohne unsern wahren Platz zu kennen,
handeln wir aus wirklichen Bezug.
Die Antennen fühlen die Antennen,
und die leere Ferne trug . . .

Reine Spannung. O Musik der Kräfte!
Ist nicht durch die läßlichen Geschäfte
jede Störung von dir abgelenkt?

Selbst wenn sich der Bauer sorgt und handelt,
wo die Saat in Sommer sich verwandelt,
reicht er niemals hin. Die Erde schenkt.
XII [FIRST PART]

Hail to the spirit that would connect us;
in that we live truly in figures.
And with small steps pass the hours
beside our authentic day.

Without knowing our true place,
we are moved to action by real relation.
Antennae feel antennae,
carried by empty distance . . .

Pure tension. O Music of powers!
Is not through this venial industry
every disturbance deflected from you?

Even when the farmer cares and toils,
to that place where the seed itself transforms,
he does not reach. The Earth bestows.




XIV [ERSTER TEIl]

Wir gehen um mit Blume, Weinblatt, Frucht.
Sie sprechen nicht die Spache nur des Jahres.
Aus Dunkel steigt ein buntes Offenbares
und hat vielleicht den Glanz der Eifersucht

der Toten an sich, die die Erde stärken.
Was wissen wir von ihrem Teil an dem?
Es ist seit lange ihre Art, den Lehm
mit ihrem freien Marke zu durchmärken.

Nun fragt sich nur: tun sie es gern? . . .
Drängt diese Frucht, ein Werk von schweren Sklaven,
geballt zu uns empor, zu ihren Herrn?

Sind sie die Herrn, die bei den Wurzeln schlafen,
und gönnen uns aus ihren überflüssen
dies Zwischending aus stummer Kraft und Küssen.
XIV [FIRST PART]

We are involved with flower, grapeleaf, fruit.
They speak not just the language of the year.
Out of the darkness rises colorful revelation,
having perhaps the shine on it of the jealousy

of the dead, who strengthen the earth.
What do we know of the part they play?
It has always been their nature, with their
free marrow, to invigorate the clay.

But still we ask: do they enjoy doing it? . . .
Does this fruit, the work of heavy slaves,
fortified, press up to us, to their Masters?

Or are they the Masters, those who sleep with roots
and grant us out of their superabundance
this hybrid thing made of mute energy and kisses.




XVIII (ERSTER TEIL)

Hörst dus das Neue, Herr,
dröhnen und beben?
Kommen Verkündiger,
die es erheben.

Zwar ist kein Hören heil
in dem Durchobtsein,
doch der Maschinenteil
will jetzt gelobt sein.

Sieh, die Maschine:
wie sie sich wälzt und rächt
und uns entsellt und schwächt.

Hat sie aus uns auch Kraft,
sie, ohne Leidenschaft,
treibe und diene.
XVIII (FIRST PART)

Do you hear the New, Lord,
rumbling and shaking?
Prophets are coming
who shall exalt it.

Truly, no hearing is whole
around such noise,
and yet the machine's part
too will have its praise.

See, the machine:
how it turns and takes its toll
and pushes aside and weakens us.

Though it draws energy from us,
it, without passion,
drives on and serves.




XIX [ERSTER TEIL]

Wandelt sich rasch auch die Welt
wie Wolkengestalten,
alles Vollendete fällt
heim zum Uralten.

Über dem Wandel und Gang,
weiter und freier,
währt noch dein Vor-Gesang,
Gott mit der Leier.

Nicht sind die Leiden erkannt,
nicht ist die Liebe gelernt,
und was im Tod uns entfernt,

ist nicht entschleiert.
Einzig das Lied überm Land
heiligt und feiert.
XIX [FIRST PART]

Even when the world swiftly changes,
as the form of clouds,
all things completed fall
back into the Primordial.

Above stride and change,
further and freer,
your prelude endures,
god with a lyre.

Sufferings have not been seen,
Love has not been learned,
and what removes us in Death,

has not been revealed.
Only the song over the land
hallows and rejoices.




XXI (ERSTER TEIL)

Frühling ist wiedergekommen. Die Erde
ist wie ein Kind, daß Gedichte weiß,
viele, o viele . . . . Für die Beschwerde
langen Lernens bekommt sie den Preis.

Streng war ihr Lehrer. Wir mochten das Weiße
an dem Barte des alten Manns.
Nun, wie das Grüne, das Blaue heiße,
dürfen wir fragen: sie kanns, sie kanns!

Erde, die Frei hat, du glückliche, spiele
nun mit den Kindern. Wir wollen dich fangen,
fröhliche Erde. Dem Frohsten gelingts.

O, was der Lehrer sie lehrte, das Viele,
und was gedruckt steht in Wurzeln und langen
schwierigen Stämmen: sie singts, singts!
XXI (FIRST PART)

Spring has again returned. The Earth
is like a child that knows many poems,
many, o so many . . . . For the hardship
of such long learning she receives the prize.

Strict was her teacher. The white
in the old man's beard pleases us.
Now, what to call green, to call blue,
we dare to ask: she knows, she knows!

Earth, now free, you happy one, play 
with the children. We want to catch you,
joyful Earth. Only the most joyful can do it.

O, what her teacher taught her, such plenitude,
and that which is pressed into roots and long
heavy, twisted trunks: she sings, she sings!




XXII [ERSTER TEIL]

Wir sind die Treibenden.
Aber den Schritt der Zeit,
nehmt ihn als Kleinigkeit
im immer Bleibenden.

Alles das Eilende
wird schon vorüber sein;
denn das Verweilende
erst weiht uns ein.

Knaben, o werft den Mut
nicht in die Schnelligkeit,
nicht in den Flugversuch.

Alles ist ausgeruht:
Dunkel und Helligkeit,
Blume und Buch.
XXII [FIRST PART]

We are the driving ones.
But the march of Time
takes him as but a trifle
into the ever-permanent.

Everything which hurries
will soon be over;
for it is the lingering
that first initiates us.

Young ones, o put your mettle
not into the quick achievement,
not into the attempted flight.

Everything is now at rest:
Darkness and light,
blossom and book.




XXIV [ERSTER TEIL]

Sollen wir unsere uralte Freundschaft, die großen
niemals werbenden Götter, weil sie der harte
Stahl, den wir streng erzogen, nicht kennt, verstoßen
oder sie plötlich suchen auf einer Karte?

Diese gewaltigen Freunde, die uns die Toten
nehmen, rühren nirgends an unsere Räder.
Unsere Gastmähler haben wir weit—, unsere Bäder,
fortgerückt, und ihre uns lang schon langsamen Boten

überholen wir immer. Einsamer nun auf einander
ganz angewiesen, ohne einander zu kennen,
führen wir nicht die Pfade als schöne Mäander,

sondern als Grade. Nur noch in Dampfkesseln brennen
die einstigen Feuer und heben die Hämmer, die immer
größern. Wir aber nehmen an Kraft ab, wie Schwimmer.
XXIV [FIRST PART]

Shall we push aside our ancient friendship with
the great, never self-proclaiming gods, simply because
they do not know our strain in making hard steel large,
or shall we search for them suddenly on another map?

These massive friends, who take from us
our dead, but nowhere touch our wheels.
We keep our banquets at a distance—, our baths
have been far removed, and for years we've

overtaken their slow ships. Lonelier now, relying
wholly on, yet not knowing, one another,
we no longer guide our paths in graceful meanders,

but rather straight. Only in the massive boilers burn
the former fires and lift the hammers, the ever-greater
ones. We, however, grow weaker, like swimmers.




Sonnets to Orpheus [SECOND PART]


I [ZWEITER TEIL]

Atmen, du unsichtbares Gedicht!
Immerfort um das eigene
Sein rein eingetauschter Weltraum. Gegengewicht,
in dem ich mich rhythmisch ereigne.

Einzige Welle, deren
allmähliches Meer ich bin;
sparsamstes du von allen möglichen Meeren,—
Raumgewinn.

Wieviele von diesen Stellen der Räume/
   waren schon
innen in mir. Manche Winde
sind wie mein Sohn.

Erkennst du mich, Luft, du, voll noch/
   einst meiniger Orte?
Du, einmal glatte Rinde,
Rundung und blatt meiner Worte.
I [SECOND PART]

Breathing, you invisible poem!
Ceaselessly going round your own
Being pure exchanged worldspace. Counterpoise,
in which I rhythmically reclaim myself.

Solitary waves, whose
gradual sea I am;
you the sparest of all possible seas,—
space rewon.

How many of the these regions of space/
   have already
been inside of me. Many winds
are as if they were my son.

Do you recognize me, air, full of places/
   once my own?
You, once smooth rind,
curve and leaf of my words.




IV [ZWEITER TEIL]

O dieses ist das Tier, das es nicht giebt.
Sie wusstens nicht und habens jeden Falls
—sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals,
bis in des stillen Blickes Licht—geliebt.

Zwar war es nicht. Doch weil sie's liebten, ward
ein reines Tier. Sie ließen immer Raum.
Und in dem Raume, klar und ausgespart,
erhob es leicht sein Haupt und brauchte kaum

zu sein. Sie nährten es mit keinem Korn,
nur immer mit der Möglichkeit, es sei.
Und die gab solche Stärke an das Tier,

dass es aus sich ein Stirnhorn trieb. Ein Horn.
Zu einer Jungfrau kam es weiß herbei—
und war im Silber-Spiegel und in ihr.
IV [SECOND PART]

O this is the creature that does not exist.
They knew nothing and yet without a doubt
—his gait, his posture, his neck, down
to the silent light of his gaze—they had loved.

Indeed, it wasn't real. But because they loved,
it became a pure animal. Always, they gave it space.
And in that space, clear and spare
it raised lightly its head and needed scarcely

to be. They nourished it not with grain,
but with only the possibility that it truly was.
And this gave such strength to the animal

that it grew a horn from its brow. But one horn.
It passed in its whiteness a young maiden—
and appeared in the silver mirror, and in her.




V [ZWEITER TEIL]

Blumenmuskel, der der Anemone
Wiesenmorgen nach and nach erschließt,
bis in ihren Schooß das polyphone
Licht der lauten Himmel sich ergießt,

in den stillen Blütenstern gespannter
Muskel des unendlichen Emphangs,
manchmal so von Fülle übermannter,
daß der Ruhewink des Untergangs

kaum vermag die weiterzurückgeschnellten
Blätterränder dir zurückzugeben:
du, Entschluß und Kraft von wieviel Welten!

Wir, Gewaltsamen, wir währen länger.
Aber wann, in welchem aller Leben.
sind wir endenlich offen und Empfänger?
V [SECOND PART]

Flower-muscle, that the windflower
morning meadow gradually encloses,
till the polyphonic light of the shrill
heavens pours into its womb,

in the outstretched muscle of the quiet
flower-star of infinite reception,
many times so overpowered with fullness,
that the moment's rest before darkness

can hardly return to you the once
again hastened back edges of leaves:
you, resolution and power of how many worlds!

We, the violent ones, we last longer.
But when, in which of all lives,
are we finally open and receivers.




X (ZEITER TEIL)

Alles Erworbene bedroht die Maschine, solange
sie auch erdreistet, im Geist, statt im Gehorchen, zu sein.
Daß nicht der herrlichen Hand schöneres Zörgen mehr prange,
zu dem entschlossenern Bau schneidet sie steifer den Stein.

Nirgends bleibt sie zurück, daß wir ihr ein Mal entrönnen
und sie in stiller Fabrik ölend sich selbe gehört.
Sie ist das Leben,—sie meint es am besten zu können,
die mit dem gleichen Entschluß ordnet und schafft und zerstört.

Aber noch ist uns das Dasein verzaubert; an hundert
Stellen ist noch Ursprung. Ein Spielen von reinen
Kräften, die keiner berührt, die nicht kniet und bewundert.

Worte gehen noch zart am Unsäglichen aus . . .
Und die Musik, immer neu, aus den bebendsten Steinen,
baut im unbrauchbaren Raum ihr vergöttlichtes Haus.




X [SECOND PART]

All achievement is threatened by the machine, as long
as it dares to take its place in the mind, instead of obeying.
That the master's hand no longer shines forth in fine lingerings,
now it cuts to the determined design more rigidly the stone.

Nowhere does it remain behind, that for once we might escape
as it oils and abides by itself in the silent factories.
It has become Life,—it thinks it can do everything best
and with like determination orders and creates and destroys.

And yet for us Being is still enchanted; on a hundred
planes is still origin. A play of pure energies
touched by no one who has not knelt down and is amazed.

Words gently end at the edge of the Unsayable . . .
And Music, ever new, out the most trembling of stones,
builds in unusable space its deified house.





XII [ZWEITER TEIL]

Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme begeistert,
drin sich ein Ding dir entzieht, das mit verwandlung prunkt;
jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert,
liebt in dem Schwung der Figur nichts wie den wendenden Punkt.

Was sich ins Bleiben verschließt, schon ists das Erstarrte;
wähnt es sicher im Schutz des unscheinbaren Grau's?
Warte, ein Härtestes warnt aus der Ferne das Harte.
Wehe—:abwesender Hammer holt aus!

Wer sich als Quelle ergießt, den erkennt die Erkennung;
und sie führt ihn entz¨¨ckt durch das heiter Geschaffene,
das mit Anfang oft schließt und mit Ende beginnt.

Jeder glückliche Raum ist Kind oder Enkel von Trennung,
den sie staunend durchgehn. Und die verwandelte Daphne
will, seit sie lorbeern fühlt, daß du dich wandelst in Wind.






XII [SECOND PART]

Desire transformation. O be aroused by the flame
wherein the one thing that eludes you in change shines forth;
every designing mind which has mastered the earthly
loves in the figure's swing nothing more than the turning point.

What encloses itself in stasis, already is Rigidity;
does it believe itself protected under the plain of gray?
Wait, from afar the hardest warns that which is hard.
Woe—: the absent hammer is ready to strike!

Whoever pours forth as a spring, is recognized by Recognition;
and she leads him enraptured through all of cheerful creation
that often with opening closes and with ending begins.

Every happy space is child or grandchild of separation,
which they undergo amazed. And the transfigured Daphne,

now that she's laurel, wishes you change yourself into wind.






XIII (ZWEITER TEIL)

Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter
dir, wie der Winter, der eben geht.
Denn unter Wintern ist einer so endlos Winter,
daß, überwinternd, dein Herz überhaupt übersteht.

Sei immer tot in Eurydike—, singender steiger,
preisender steige zurück in den reinen Bezug.
Hier, unter Schwindenden, sei, im Reiche der /
   Neige,
sei ein klingendes Glas, das sich im Klang schon /
   zerschlug.

Sei—und wisse zugleich des Nicht-Seins Bedingung,
den unendlichen Grund deiner innigen Schwingung,
daß du sie völlig vollziehst dieses einzige Mal.

Zu dem gebrauchten sowohl, wie zum dumpfen /
   und stummen

Vorrat der vollen Natur, den unsäglichen Summen,
zähle dich jubelend hinzu und vernichte die Zahl.
          

XIII (SECOND PART)

Be ahead of all departure, as if it were already
behind you, like the winter which is almost over.
For among winters there is one so endlessly winter,
that, wintering through it, may your heart survive.

Be forever dead in Eurydice—, singing ascent,
praising ascent, returning to pure relation.
Here, among the disappearing, be, in the realm /
   of decline,
be the ringing glass that shatters even as it sounds.


Be—and yet know Not-being's condition,
the infinite ground of your innermost movement,
that you may bring it to completion but this one time.

To that which is used-up, as to nature's abundant
dumb and mute supply, the unsayable sums,
joyfully add yourself and the result destroy.

         




XIV [ZWEITER TEIL]

Siehe die Blumen, diese dem Irdischen treuen,
denen wir Schicksal vom Rande des Schicksals leihn,—
aber wer weiß es! Wenn sie ihr Welken bereuen,
ist es an uns, ihre Reue zu sein.

Alles will schweben. Da gehn wir umher wie/
    Beschwerer,
legen auf alles uns selbst, von Gewichte entzückt;
o was sind wir den Dingen für zehrende Lehrer,
weil ihnen ewige Kindheit glückt.

Nähme sie einer ins innige Schlafen und schliefe
tief mit den Dingen—: o wie käme er leicht,
anders zum anderen Tag, aus der gemeinsamen Tiefe.

Oder er bliebe vielleicht; und sie blühten und priesen
ihn, den Bekehrten, der nun den Ihrigen gleicht,
allen den stillen Geschwistern im Winde der Wiesen.
XIV [SECOND PART] (SECOND PART)

See the flowers, they who are true to the earthly,
to whom we lend Fate from Fate's edge,—
but who knows! when they their faded ones repent,
is it left to us, to be the repenter for them.

Everything wants to float. We go about like weights,
laying ourselves on everything, from heaviness/
   enthralled;
o what exhausting teachers we are for the things,
for they achieve eternal childhood.

If they were to take one in inner slumber and sleep
deeply with things—: o how he would become light,
different to a different day, out of the common depths.

Or he would remain perhaps; as they flowered and praised
him, the converted one, who now is their equal,
silent siblings all among the winds of the meadows.





XV [ZWEITER TEIL]

O Brunnen-Mund, du gebender, du Mund,
der unerschöpflich Eines, Reines, spricht,—
du, vor des Wassers fließendem Gesicht,
marmorne Maske. Und im Hintergrund

der Aquädukte Herkunft. Weither an
Gräbern vorbei, vom Hang des Apennins
tragen sie dir dein Sagen zu, das dann
am schwarzen Altern deines Kinns

vorüberfällt in das Gefäß davor.
Dies ist das schlafend hingelegte Ohr,
das Marmorohr, in das du immer sprichst.

Ein Ohr der Erde. Nur mit sich allein
redet sie also. Schiebt ein Krug sich ein,
so scheint es ihr, daß du sie unterbrichst.
XV [SECOND PART]

O fountain mouth, giver, you mouth which
speaks inexhaustibly of that one, pure thing,—
you, mask of marble placed before
the water's flowing face. In the background

the aqueducts' source. Further, beyond
all the graves, on the slopes of the Apennines,
they bring you your stories, that then,
upon the black aging of your chin,

pour over into the vessel below.
This is the ear that sleeps, laid down,
the ear of marble, into which you always speak.

An ear of the Earth. Only with herself
alone does she thus converse. Insert a jug,
and it seems to her that you interrupt.




XVI [ZWEITER TEIL]

Immer wieder von uns aufgerissen,
ist der Gott die Stelle, welche heilt.
Wir sind Scharfe, denn wir wollen wissen,
aber er ist heiter und verteilt.

Selbst die reine, die geweihte Spende
nimmt er anders nicht in seine Welt,
als indem er sich dem freien Ende
unbewegt entgegenstellt.

Nur der Tote trinkt
aus der hier von uns gehörten Quelle,
wenn der Gott ihm schweigend winkt, /
   dem Toten.

Uns wird nur das Lärmen angeboten.
Und das Lamm erbittet seine Schelle
aus dem stilleren Instinkt.
XVI [SECOND PART]

Torn away from us again and again
is the god of the place which heals.
We are sharp-edged, for we have to know,
but he is [un]divided and serene.

Even the pure, the consecrated gift
he declines to take into his world
for, unmoved, he stands contrary
to the unfettered conclusion.

Only the dead drink
from the spring heard by us here,
when the god silently waves to them, /
  the dead.

For us, noise is all that is offered.
And the lamb, out of a more quiet
instinct, begs for its bell.





XX  [ZWEITER TEIL]

Zwischen den Sternen, wie weit; und doch, um wievieles
    noch weiter,
was man am Hiesigen lernt.
Einer, zum Beispiel, ein Kind . . . Und ein Nächter, ein
    Zweiter—
o wie unfaßlich entfernt.

Sicksal, es mißt uns vielleicht mit des Seienden Spanne,
daß es uns fremd erscheint;
denk, wieviel Spannen allein von Mädchen zum Manne,
wenn es ihn meidet und meint.

Alles ist weit—, und nirgends schließt sich der Keis.
Sieh in der Schüssel, auf heiter bereitetem Tische,
seltsam der Fische Gesicht.

Fische sind stumm . . . , meinte man einmal. Wer weiß?
Aber ist nicht am Ende ein Ort, wo man das, was der Fische
Sprache wäre, ohne sie spricht?
XX  [SECOND PART]

Between the stars, how far; and yet, as one learns
    from that which is close,
between how many things still further.
One, for instance, a child . . . And next to it,
    another—
o how incomprehensibly far removed.

Fate, perhaps it measures us with spans of being
that appear to us strange;
Think of how many spans there are from girl to man,
when she both shuns and watches him.

Everything if far—, and nowhere does the circle close.
See the plate on the gaily prepared table,
how uncommon the fish's face.

Fish are mute . . . , one once thought. Who knows?
But in the end, is there not a place where one, what for
fish would be language, without them speaks?




XXIII [ZWEITER TEIL]

Rufe mich zu jener deiner Stunden,
die dir unaufhörlich widersteht:
flehend nah wie das Gesicht von Hunden,
aber immer wieder weggedreht,

wenn du meinst, sie endlich zu erfassen.
So Entzognes ist am meisten dein.
Wir sind frei. Wir wurden dort entlassen,
wo wir meinten, erst begrüßt zu sein.

Bang verlangen wir nach einem Halte,
wir zu Jungen manchmal für das Alte
und zu alt für das, was niemals war.

Wir, gerecht nur, wo wir dennoch preisen,
weil wir, ach, der Ast sind und das Eisen
und das Süße reifender Gefahr.
XXIII [SECOND PART]

Call me to that one of your hours
that resists you without pause:
imploringly close as the faces of dogs,
but always yet again turning away

just as you think to have finally captured it.
So, that which withdraws is most your own.
We are free. We are most rejected there
where we thought we were first greeted.

Anxious, we long for something to hold,
we who are too much boy for what is old
and too old for what never was.

We, only true, where we nevertheless praise,
for we, oh, we are but iron and branch
and sweet and ripening great danger.




XXV (ZWEITER TEIL)

Schon, horch, hörst du der ersten Harken
Arbeit; wieder den menschlichen Takt
in der verhaltenen Stille der starken
Vorfrühlingserde. Unabgeschmackt

scheint dir das Kommende. Jenes so oft
dir schon Gekommene scheint dir zu kommen
wieder wie Neues. Immer erhofft,
nahmst du es niemals. Es hat dich genommen.

Selbst die Blätter durchwinterter Eichen
scheinen im Abend ein künftiges Braun.
Manchmal geben sich Lüfte ein Zeichen.

Schwarz sind die Sträucher. Doch Haufen /
   von Dünger
lagern als satteres Schwarz in den Aun.
Jede Stunde, die hingeht, wird jünger.
XXV (SECOND PART)

Already, listen, do you hear the work
of raking, again in the human rhythm
within the restrained silence of the strong
spring earth. Not yet tasted appears to you

the impending moment. Something which
came to you before appears to approach
now again as if new. Always hoped for,
you never received it. It received you.

Even the marcescent leaves of oaks
appear in the evening a future brown.
Sometimes, passing winds present a sign.

Black are the bushes. Yet piles /
   of dung
are stored as sated black in the fields.
Each hour, as it passes, grows younger.




XXVII [ZWEITER TEIL]

Giebt es wirklich die Zeit, die zerstörende?
Wann, auf dem ruhenden Berg, zerbricht sie /
   die Burg?
Dieses Herz, das unendlich den Göttern gehörende,
wann vergewaltigts der Demiurg?

Sind wir wirklich so ängstlich Zerbrechliche,
wie das Schicksal uns wahr machen will?
Ist die Kindheit, die tiefe, versprechliche,
in den Wurzeln—später—still?

Ach, das Gespenst des Vergänglichen,
durch den arglos Empfänglichen
geht es, als wär es ein Rauch.

Als die, die wir sind, als die Treibenden,
gelten wir doch bei bleibenden
Kräften als göttlicher Brauch.
XXVII [SECOND PART]

Does Time the Destroyer really exist?
When, on the mountain, will it bring /
   down the fortress?
When will the demiurge overpower this heart
that belongs to the infinity of the gods?

Are we really so frightfully fragile
as Fate would have us believe?
Does the promise of childhood, the depths,
remain later quiet in the roots?

Ah, the ghost of that which is transient;
it passes through the guileless receptive ones
as if it were but a bit of smoke.

As that which we are, the driving ones,
still we are considered a custom of the divine
by the powers which do not change.




XXIX [ZWEITER TEIL]

Stiller Freund der vielen Fernen, fühle
wie dein Atem noch den Raum vermehrt.
Im Gebalk der finstern Glockenstühle
laß dich läuten. Das, was an dir zehrt,

wird ein Starkes über dieser Nahrung.
Geh in der Verwandlung aus und ein.
Was ist deine leidenste Erfahrung?
Ist dir Trinken bitter, werde Wein.

Sei in dieser Nacht aus Übermaß
Zauberkraft am Kreuzweg deiner Sinne,
ihrer seltsamen Begegnung Sinn.

Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin>

  Rainer Maria Rilke
XXIX [SECOND PART]

Silent friend of many distances, feel
how your breath still multiplies all space.
In the darkness of the belfry's high beams,
let yourself ring. That which weakens you

will grow strong on such nourishment.
Move in and out of transformation.
What is your most painful experience?
Is the drinking bitter, become wine.

Be in this night of a thousand excesses,
magic power at the crossroads of your senses,
the meaning of their rare encounter.

And when the earthly has forgotten you,
say to the quiet land: I flow.
And to the rushing waters speak: I am.

   (all tr. Cliff Crego)


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The following sets of the Sonnets to Orpehus Posters featured above are also available:

(1) Sonnets to Orpheus: a selection of 11 poems from the FIRST PAR9 (756 K)

(2)aSonnets to Orpheus: a selection of 9 poems from the SECOND PART (628 K)

(3) Sonnets to Orpheus: a selection of 21 poems from the FIRST and SECOND PARTe(1.3 MB)
(3)also avai

| NEW: The Rilke Collection: Posters 53 images from
the wild heartland of Europe, with new translations by Cliff Crego
|



| CliffCards @ Picture/Poems: order high-quality prints online |

| 53 Posters: view as slideshow |



* Orpheus is the musician of musicians of classical Greek mythology. He is the one
whose magical art of the lyre has the power to charm the whole of Nature—the trees,
rivers, stones and even the wild animals, into the silence of listening. Son of Calliope,
the muse of epic poetry, and a Thracian river-god (in some versions of the story Apollo),
Orpheus married the nymph Eurydice who was fated to die of a serpent bite on her heel.
In his profound grief, Orpheus follows his beloved into the underworld, and with the
sound of his lyre enchants the resident deities into consenting to her release. The one
condition which Orpheus has to meet during the ascent back to the upperworld is that
he is not to look back at Eurydice. In a brief moment of weakness, he does, however,
look back, whereby Eurydice vanishes forever without a trace.

Rejecting all women in his sadness afterwards, Orpheus is later ripped to pieces by the
Maenads. This then is the source of the famous image of Orpheus' lyre and singing head,
floating off through empty space to the island of Lesbos.

| see also the Rilke Posters |


| listen to other recordings in English and German of twelve poems from
The Book of Images
at The Rilke Download Page
(# Includes instructions) |
See also a selection of recent Picture/Poem "Rilke in translation" features at the Rilke Archive.


See also another website
by Cliff Crego:
The Poetry of
Rainer Maria Rilke

a presentation of 80 of the
best poems of Rilke in
both German and
new English translations
:
biography, links, posters


See
also:

new

"Straight roads,
Slow rivers,
Deep clay."

A collection of contemporary Dutch poetry
in English translation, with commentary
and photographs
by Cliff Crego


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(Created
II.13.2000; last revised VII.22.2004)